Das freiwillige Militärdienstjahr

Das Ministerium der Landesverteidigung hat Mitte November einen Brief an alle 17-Jährigen geschickt, um sie über die Möglichkeit des freiwilligen Militärdienstjahres zu informieren. 

Das freiwillige Militärdienstjahr ist ein zwölfmonatiges Dienstjahr beim belgischen Militär und beinhaltet, laut dem Informationsbrief, die militärische Grundausbildung sowie Übungen und verschiedene Einsätze. Es wird damit geworben, dass man dabei ein attraktives Gehalt in Höhe von 2000 EUR brutto erhält.

Der RDJ war in dem Prozess der Gestaltung des Briefes beteiligt und hat seine Anmerkungen zu diesem Brief fristgerecht beim Ministerium der Landesverteidigung eingereicht. Leider wurden unsere Anmerkungen nicht berücksichtigt. Dadurch wirkt der Brief in unserer Auffassung nicht jugendfreundlich und nicht informativ genug.

Der RDJ Verwaltungsrat bedauert, dass die Zusammenarbeit mit dem Ministerium der Landesverteidigung nicht optimal gelaufen ist, da unsere Anmerkungen nicht in Betracht gezogen wurden, obwohl wir proaktiv nach einem Feedback zur ersten Version des Briefes gefragt wurden. Als Jugendrat möchten wir daher unsere Position zum Brief und zu der Initiative teilen. 

In den Augen des Jugendrates ist die Initiative eines freiwilligen Militärdienstjahres per se nicht verkehrt, aber wir möchten ausdrücklich unterstreichen, dass es auch andere Wege gibt, um die Gesellschaft zu stärken und zu unterstützen. Beispielsweise durch ein Ehrenamt im sozialen Bereich. 

Des Weiteren sind wir besorgt, dass der finanzielle Anreiz von 2.000 EUR brutto pro Monat die Risiken dieses Dienstjahres verharmlosen. Der finanzielle Aspekt sollte nicht der ausschließliche Grund sein, warum man ein freiwilliges Militärdienstjahr absolviert. 

Zudem bedauern wir, dass weder die Informationsveranstaltungen noch das Dienstjahr nicht auf Deutsch stattfinden, sondern lediglich auf Französisch und Niederländisch. Ebenfalls ist die Seite des belgischen Militärs nicht auf Deutsch übersetzt, obwohl Deutsch eine der drei offiziellen Amtssprachen in Belgien ist. Als Jugendrat der deutschsprachigen Gemeinschaft möchten wir diesen Punkt ausdrücklich unterstreichen, denn dadurch sind deutschsprachige Jugendliche von Anfang an benachteiligt.

Generell möchten wir hervorheben, dass von dieser Initiative nur die Jugend betroffen ist. In der heutigen Zeit sind Jugendliche ohnehin von verschiedenen Krisen betroffen: steigende Lebenskosten, Energie- und Klimakrise, Rentenreformen und vieles mehr. Von all diesen Krisen werden die Jugendlichen die Leidtragenden sein. Dass man nun die Pflicht der Landesverteidigung auf die Jugendlichen abwälzt, ist nicht im Sinne des Verwaltungsrates des RDJs. Nicht nur Jugendliche sollten in die Pflicht genommen werden, sondern die ganze Gesellschaft. 

Um ehrlich zu sein: wir wissen es nicht genau. Es gibt viele Aspekte, die noch undeutlich sind:

• Kann man nach dem freiwilligen Militärdienstjahr aus dem Militär austreten?
• Kann man während des freiwilligen Militärdienstjahres den Dienst abbrechen?
• Kann man während des freiwilligen Militärdienstjahres in Krisengebieten eingezogen werden? 

Diese Fragen werden nur nach gründlichem Durchlesen der Website deutlich und werden scheinbar auch auf der Informationsveranstaltung beantwortet. Nichtsdestotrotz steht im Informationsbrief nichts über die Risiken oder die einhergehenden Verpflichtungen. 

Dann musst du zuerst eine der Informationsveranstaltungen besuchen. Alle Termine findest du auf der Website des belgischen Militärs. Dort kannst du all deine Fragen stellen und dich gründlich über deine Rechte und Pflichten informieren.